P&R Insolvenz – aktuelle Informationen

P&R Insolvenz – Übersicht

Hier tragen wir für Sie die wesentlichen Informationen rund um die P&R Insolvenz zusammen. Die P&R Insolvenz war eine große Überraschung. Medien haben ausführlich über dieses Ereignis berichtet. Hier versuchen die relevanten Informationen zur P&R Insolvenz einfach verständlich festzuhalten.

Seit 19. März 2018 amtet ein Insolvenzverwalter. Als Erstes führt dieser eine Bestandesaufnahme durch. Diese umfasst über 54.000 Anleger und ein Container Investment Volumen von über 3 Mia. €.

Zwischenresultat der Bestandesaufnahme:

Es fehlen 1 Mio Container!

P&R hat Anlegern 1,6 Mio Container verkauft und bei einer Bestandesaufnahme sind aber nur 600.000 Container  vorgefunden worden. Die Kanzlei Jaffé (Insolvenzverwalter) klärt die Vorgänge weiter auf. Die Ermittlungen werden ausgeweitet. Diese große Anzahl an Container kann nur über einen längeren Zeitraum (mehrere Jahre ev. sogar Jahrzehnte) weggeschafft worden sein. Ein großer Schaden für alle Involvierten und Betroffenen.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen die Eigentümer und Geschäftsführer der Insolventen P&R.

Natürlich werden Wirtschaftsprüfer, Ratingagenturen u.a. ebenfalls Red und Antwort stehen müssen.

Pressemitteilung vom 17.05.2018: Erste Erfolge auf Sicherung von Erlösen bei P&R

Weltweite Vermietung wird fortgesetzt

Die vorhandenen 600.000 Container stellen natürlich einen Vermögenswert dar. Die Vermietung wird fortgesetzt, um ein möglichst viel Kapital einzunehmen. Hoffentlich kommt noch großer Teil der fehlenden Container zum Vorschein.

Mit dieser Wendung in der Insolvenz nimmt die Komplexität deutlich zu. Eine schnelle Auflösung ist unwahrscheinlich.

Sie als Anleger können aktuell nur abwarten, bis die Faktenlage erarbeitet ist.

Die Insolvenzverwalter bitten in ihren Mitteilungen ausdrücklich mit Anfragen abzuwarten.

Viel wurde hierzu schon geschrieben, dennoch wollen wir unsere Sicht darlegen. Die Grünwalder P&R blickt bzw. blickte auf über 40 Jahre makellose Leistung zurück. Aus unserer Sicht sind es vier plus ein neuer Aspekt, die P&R Container zugesetzt haben.

0. Betrug, Gier, Schnellballsystem, Inkompetenz, Chaos ? – Wir wissen es (noch) nicht.

Nach dem Zwischenbericht des Insolvenzverwalters fehlen 1 Mio Container! Diese stellen 2/3 der an Anleger verkauften 1,6 Mio Container dar. Eine so große Anzahl an Container verschwindet nicht von heute auf morgen. Hierzu sind mehrere Jahre nötig. Irgendwann und Irgendwie muss damit begonnen worden sein, die anvertrauten Gelder unsauber zu verwenden. Es wird sich noch einige Zeit hinziehen, bis Klarheit herscht.

Mit diesem Vorzeichen sind die Gründe für die Insolvenz neu zu sortieren:

1. Die Exklusivität – Vogel friss oder stirb

Alle Vertriebspartner von P&R gingen einen exklusiven Vertriebsvertrag ein. Die Partner konnten mit dem TOP-Direktinvestment seit den 70er Jahren sehr erfolgreich und einfach Kunden werben und behalten. P&R waren das ‘Wittwen und Waisen” Container Direktinvestment. Weiter genoss der Vertrieb einen sehr starken Kundenschutz.

Die Kehrseite dieser Exklusivität war, das absolute Verbot andere Container Investments neben P&R anzubieten. Wenn ein Vertriebspartner neben P&R noch zusätzlich Buss, CH2 und/oder Solvium anbot, verlor er den vertraglichen Kundenschutz und damit auch seine Kunden an P&R.

Über die Jahre erhöhte P&R die Quote an direktbetreuten Kunden (Pensionierungen von Vertriebspartnern, Geschäftsaufgabe, Vertragsverletzungen u.ä.)  sukzessive. Die Grünwalder Zentrale übernahm die Kundenbetreuung und versorgte die Kunden direkt mit Angeboten und Informationen.

Vogel friss oder stirb – Entweder Exklusiv P&R Container oder gar keine. Dies hatte aus unserer Sicht direkte Auswirkung auf die gebotenen Informationen und damit auf die Transparenz.

2. Die In-Transparenz

Transparenz und Informationen sind für jeden Investor sehr wichtig, eigentlich sind Informationen das A&O jeder Geldanlage. Wir als Makler von Direktinvestments setzen uns mit allen Angeboten auseinander. Nicht nur Container, sondern auch LED, Wechselkoffer u.a. würdigen wir einer genaueren Analyse.  Im Schnitt sind alle Anbieter und Angebote hilfsbereit und stellen in regelmäßigen Abständen gute und verständliche Informationen zur Verfügung.

Ausser, Sie ahnen worauf wir hinaus wollen, die zur Verfügung gestellten Informationen von P&R. Im Vergleich zu allen Anbietern beschränkten sich die Informationen von P&R aus Grünwald auf ein Minimum. Auch über langjährige Vertriebspartner waren wenig griffige und belastbare Informationen erhältlich.

Vor dem Hintergrund der fehlenden 1 Mio Container wird auch klar, warum kaum Informationen nach draussen gegeben worden sind: P&R musste ein riesiges Loch mit allen möglichen Mitteln verdecken. Die Implosion wurde so lange wie möglich hinausgezögert.

Transparenz hätte das Loch schon zu einem viel früheren Zeitpunkt zu Tage gefördert.

3. Die Regulierung

Ab Anfang 2016 bestand für Direktinvestments (und andere ähnliche Geldanlagen) Prospektpflicht. Bevor Container Direktinvestments öffentlich angeboten werden dürfen, müssen Anbieter einen Prospekt bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) einreichen einreichen und bewilligen lassen.

P&R kam Anfang 2017 mit einem prospektierten und bewilligten (BaFin) Container Investment an den Markt. Die Anpassung und Umsetzung der regulatorischen Veränderung erfolgte mit einem Jahr Verspätung. Das ganze Jahr 2016 wurden die Angebote mehr oder weniger unverändert angeboten, denn die neue Regulierung wies eine Lücke auf, die P&R nutzte. Die Lücke wurde vom Gesetzgeber rasch geschlossen. Es blieb P&R nichts anderes übrig als die Angebote zu prospektieren.

In Prospekten müssen die Anbieter umfangreiche Informationen zum Geschäft, Gesellschaft, Chancen, Risiken, Bilanzen, wesentliche Verträge usw. darlegen. Kein Wunder musste P&R alle möglichen Hebel in Bewegung setzen, um die Prospektierung so lange wie möglich hinauszuzögern.

4. Die wirtschaftliche Entwicklung bei Containern

Aus der Pressemitteilung von P&R vom 19.03.2018 ist folgendes zu entnehmen: “Seit 2011 sind die Containerpreise rückläufig bis zum Tiefstand 2016. Hinzu kommen nachteilige Wechselkursentwicklungen, da die Mieten gegenüber den Anlegern in Euro gezahlt werden, die Vermietung der Container auf dem Weltmarkt jedoch gegen US-Dollar erfolgen muss. Seit 2017 ist eine Trendwende sichtbar und die Containerpreise ziehen an. Trotz der sich verschlechternden Wirtschaftslage hatten die P&R Gesellschaften den Anlegern in den letzten Jahren weiterhin die bei Vertragsschluss prognostizierten hohen Rückkaufspreise bezahlt. Dabei wurden die vorhandenen stillen Reserven aufgebraucht.”

Containerpreis-, Miet- und Wechselkursentwicklung sind für alle Marktteilnehmer gleich. Andere Gesellschaften mit Container Direktinvestments waren den gleichen Trends und Tendenzen ausgesetzt. Die wirtschaftlichen Entwicklungen können nicht allein für die Insolvenz verantwortlich gemacht werden.

Die negative Marktentwicklung wird beim entstandenen Vermögensschaden (2 Mrd. €) eine nur untergeordnete Rolle gespielt haben. Besteht für P&R Container Anleger eine Nachschusspflicht? Grundsätzlich ja. Allerdings besteht nicht bei allen Container Angebote eine Nachschusspflicht. Bitte überprüfen Sie in Ihren Unterlagen und Verträgen, ob für Ihr Investment eine solche Nachschusspflicht besteht.

Für unvermietete und herumstehende Container müssen Standgebühren, Nebenkosten u.ä. bezahlt werden. Diese kommen in letzter Instanz aus den Taschen der Anleger.

Stehen Ihre Container unvermietet rum?

Dies ist unwahrscheinlich, denn aktuell sind über 95% aller weltweit verwendeten Container vermietet und verdienen Geld. Die Standgebühren und andere Nebenkosten werden aus den laufenden Mieteinnahmen getragen. Sie als Anleger brauchen für diese Kosten nicht aufzukommen. Erst wenn Container unvermietet sind, beginnen die Nebenkosten.


In seiner Mitteilung bestätigt der Insolvenzverwalter, dass eine persönliche Haftung bei ungestörter Fortführung der Vermietung nur theoretisch ist. Entsprechend hat die störungsfreie Vermietung der Containerflotte oberste Priorität.

Pressemitteilung des Insolvenzverwalters 17.04.2018 Auch Anlegerschützer haben Eigeninteressen Kaum waren die Pressemitteilungen zur Insolvenz verschickt, stürzten sich Anlegerschützer und Kanzleien auf die betroffenen Anleger. Webseiten, E-Mail Kampagnen, Artikel sind innert kürzester Zeit aus dem Boden gestampft worden. Alle mit dem Ziel Sie als Anleger zu gewinnen. Natürlich macht eine kostenpflichtige (bzw. kostspielige) Beauftragung eines Spezialisten zur Wahrung Ihrer Interessen Sinn. Doch steht die Schadenshöhe noch nicht fest, genauso wie vieles Anderes unklar ist . Eine Beauftragung macht erst nach Klärung dieser wichtigsten Fragen Sinn. Sie können ohne weiteres Abwarten und erst nachdem der Insolvenzverwalter die Bestandesaufnahme durchgeführt hat, weitere Schritte unternehmen.

“P&R-Insolvenz: Das Geschäft mit der Angst”, Fonds professionel, 29.03.2018 (PDF).